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7 Mythen zur Tierallergie im Check


Bild: Christin Klose/dpa-tmn

Haustiere sind toll. Man kann mit ihnen spielen, kuscheln, spazieren gehen. Sie helfen auch gegen Einsamkeit. 

Doch nicht jeder teilt diese Begeisterung. Manche Menschen reagieren sogar im wahrsten Sinne des Wortes allergisch auf Katze, Hund und Co. Denn die Vierbeiner lösen bei ihnen zum Teil heftige körperliche Reaktionen aus. 

Allerdings kursieren auch viele Missverständnisse im Zusammenhang mit Tierallergien. Wir räumen mit sieben verbreiteten Mythen auf.

Mythos 1: Die Haare des Tieres sind das Problem

Viele Menschen sprechen von einer «Tierhaarallergie» - und hier liegt schon das erste Missverständnis. «Ich finde den Begriff "Tierallergie" besser», sagt Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). Denn die Tierhaare selbst sind gar nicht die Auslöser für die Überreaktion des Immunsystems. 

Vielmehr ist es so, dass die Patientinnen und Patienten auf bestimmte Eiweißbausteine, also Allergene, reagieren. Sie befinden sich vor allem in Hautschuppen der Tiere, aber auch in ihrem Speichel und Urin und an den Haaren. Wenn also zum Beispiel eine Katze ihre tägliche Fellpflege betreibt, verteilt sie Speichel auf ihrem Fell. Die darin enthaltenen Allergene gelangen dann auch in die Raumluft. 

Die Bezeichnung «Tierhaarallergie» stammt vermutlich daher, weil viele darunter Allergien auf felltragende Tiere verstehen. Dabei können zum Beispiel auch Vögel allergische Reaktionen auslösen. 

Mythos 2: Eine Tierallergie ist harmlos

Nein. Es gibt viele Abstufungen, «vom banalen Jucken in Auge und Nase bis zum Tod», sagt Prof. Thomas Fuchs. Er ist Sprecher des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen. Typisch sind juckende und/oder tränende Augen, Juckreiz und Hautreaktionen, Niesen und eine laufende Nase. «Im Extremfall bekommen Sie keine Luft mehr», so der Mediziner. Dann liegt ein lebensbedrohlicher allergischer Schock vor. 

Gut zu wissen: Nicht immer setzt die allergische Reaktion direkt ein. «Es kann passieren, dass man bei jemandem nur auf der Türschwelle steht, und man fängt sofort an zu husten - ohne zu wissen, dass sich in dem Haus eine Katze befindet», so der Allergologe von der Universitätsmedizin Göttingen. 

Bei anderen Patienten braucht es einen längeren Aufenthalt in einem Zimmer mit Tier. Manche reagieren erst, wenn die Katze an den Händen schnuppert oder der Hund im Sommer die nackten Beine ableckt. 

Übrigens: Unter einer Tierallergie leiden vor allem Patienten, die auch sonst zu allergischen Krankheiten neigen - etwa zu Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis. 

Mythos 3: Je kürzer die Haare des Tieres, desto besser für Allergiker

Das kann man so pauschal nicht sagen. «Es scheint ganz individuelle Unterschiede bei den Allergen-Konzentrationen zu geben», sagt Anja Schwalfenberg. Nicht die Länge der Haare ist per se für das Auslösen von allergischen Reaktionen verantwortlich. 

In Studien, in denen die Allergen-Gehalte von Hundehaaren verschiedener Rassen analysiert wurden, gab es sogar innerhalb ein und derselben Rasse große Schwankungen. 

Übrigens: Allergiker sollten vor allem bei männlichen Hunden möglichst auf Distanz gehen. Denn Forscher haben auch herausgefunden, dass Rüden mehr Allergene produzieren als Hündinnen.

Mythos 4: Hypoallergene Hunderassen wie Labradoodle oder Spanischer Wasserhund machen keine Probleme

«Das scheint nicht der Fall zu sein», sagt Anja Schwalfenberg. Eine Studie, die die Allergen-Konzentration im Zuhause von 190 Familien mit Hund testete, kam zu dem Ergebnis: Auch in den Wohnungen mit Rassen, die als hypoallergen bezeichnet werden, wurden keine geringeren Ausscheidungen von Allergenen ermittelt. Die Untersuchung von Fellproben ergab zudem, dass die Bandbreite innerhalb der eigenen Hunderasse sehr hoch war, die Unterschiede zwischen den Rassen aber gering. 

Übrigens: Auch haarlose Sphynx-Katzen oder Chinesische Schopfhunde würden die Patienten nicht wirklich weiterbringen: «Wenn jemand meint, er müsste wegen einer Allergie auf nackte Tiere umschwenken, ist das Unsinn», sagt Thomas Fuchs. Denn, siehe oben: Nicht die Haare sind es, die die Allergiker zum Schniefen und Weinen bringen. 

Mythos 5: Wenn ich als Allergiker kein eigenes Tier habe, kann mir nichts passieren. 

Schön wär’s. «Wenn Sie glauben, Sie machen Urlaub am Meer oder in den Bergen und sind dann vor allergischen Reaktionen gefeit, könnten Sie einem Irrtum unterliegen», warnt Thomas Fuchs. 

So reichen Partikel von Tieren, die sich an der Kleidung der Besitzer befinden, mitunter aus, um allergische Reaktionen hervorzurufen. Das kann im Fahrstuhl genauso gut vorkommen wie im Skiurlaub in der Gondel. «Oder aber Sie sitzen neben einem Katzenbesitzer im Theater - und plötzlich fangen Sie an, sich zu räuspern oder zu husten, ohne die Ursache zu kennen», so der Dermatologe.

Mythos 6: Eine Tierallergie muss man akzeptieren 

Nein, es gibt durchaus Möglichkeiten, besser mit der Tierallergie zu leben. Zur Linderung können antiallergische Medikamente, Augentropfen und Nasensprays beitragen. Bei stärkeren Beschwerden auch Inhalatoren mit antientzündlichen Wirkstoffen für Asthmatiker. 

«Die Voraussetzung für eine Behandlung ist erst einmal, dass eine gute Diagnostik stattgefunden hat», sagt Thomas Fuchs. Anlaufstelle hierfür ist eine allergologisch arbeitende Arztpraxis oder Klinik. Ob man «nur» etwas sensibel oder massiv allergisch ist, kann durch Hauttestungen oder spezielle Blutuntersuchungen ermittelt werden. 

Im Allgemeinen seien die Medikamente zwar gut verträglich, sagt Fuchs, langfristig können sie jedoch auch Nebenwirkungen herrufen. So können Langzeittherapien mit Cortison zu Osteoporose, also Knochenschwund, führen. 

Mythos 7: Wenn ich mein Tier abgebe, hat sich das Problem erledigt

Tierbesitzer müssen jetzt ganz stark sein. Wenn eine Tierallergie vorliegt, empfehlen Fachleute, sich vom Tier zu trennen. «So ungern man das auch ausspricht, und so ungern die Patienten das auch hören», sagt Thomas Fuchs. 

Die schlechte Nachricht: Ex-Tierbesitzer müssen damit rechnen, dass Juckreiz, tränende Augen und Schnupfen noch über einen längeren Zeitraum anhalten, auch wenn das geliebte Tier längst nicht mehr da ist. «Vor allem Katzen-Allergene sind sehr schwebfähig und verbleiben lange in der Raumluft», sagt die Biologin Anja Schwalfenberg. In Studien seien sie sogar noch Jahre nach der Katzenhaltung in Wohnungen gefunden worden.


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(10.04.2025)


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